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IT- Business: Die Cloud ist in Österreich gelandet
Cloud Computing wird auch in Österreich zum Standard. KMU haben aber Aufholbedarf. Mangelndes Verständnis und falsches Sicherheitsempfinden bremsen den Einstieg.
WIEN. Sucht man in Wien nach der Cloud, muss man fast an die Stadtgrenze. Nahe der Brünnerstraße im 21. Bezirk – wo alles untergebracht ist, was viel Platz benötigt: Werkstätten, Baumärkte oder das Fuhrparkmanagement einer Bank – betreibt das Unternehmen Interxion das Rechenzentrum Vienna I. Auf 4700 Quadratmetern Fläche kommt das Unternehmen hier, ohne groß aufzufallen. Es gibt kein Firmenschild am Eingang, dafür einen Zaun mit Stacheldraht, Videoüberwachung und eine rund um die Uhr besetzte Sicherheitskontrolle samt Schleuse am Eingang.
Über 100 Netzwerkanbieter, sogenannte Carrier, liefern von hier ihre Dienstleistungen, sagt Interxion- Österreich-Chef Martin Madlo. Für Interxion entstehe damit ein Shoppingcenter-Effekt, sagt Madlo: „Wenn das Service eines Carriers nicht passt, gibt es zig andere Anbieter am gleichen Standort.“ Interxion selbst bietet Carrier-neutral nur Gebäude, Energie und Kühlung und ist bis Juli 2015 der Einzige in seinem Feld. Dann bekommt das Unternehmen vom deutschen Rechenzentrumsbetreiber E-Shelter Konkurrenz – 140 Millionen € investiert E-Shelter in Wien.
Große Nachfrage
Bei Interxion sieht man die Konkurrenz gelassen: Die Nachfrage übersteige das Angebot, sagt Madlo, das Potenzial sei enorm. Deshalb baue auch Interxion aus. In unmittelbarer Nähe zu Vienna I laufen gerade die letzten Tests für ein neues Zentrum. Im Oktober startet der Betrieb, die nötigen Kunden gab es bereits bei Baubeginn im Februar.
2013 ist das Unternehmen europaweit knapp zehn Prozent auf 307 Millionen € Umsatz gewachsen. Über das Österreich-Geschäft darf Madlo keine Angaben machen, laut Firmen-Compass betrug das Wachstum hier zuletzt sieben Prozent. „Wir profitieren von der Entwicklung hin zur Cloud. Viele Unternehmen migrieren nun wirklich auf Cloud-Plattformen.“ Entweder wird der Betrieb von Infrastruktur oder konkreten Software-Anwendungen in private, öffentliche oder sogenannte Hybrid-Cloud-Plattformen ausgelagert.
KMU müssen aufholen
Die Cloud habe den Hype- Status hinter sich gelassen und sei nun auch in Österreich gelandet, heißt es beim Unternehmensberater PwC. Das sieht auch das IT-Unternehmen IBM so. „Cloud ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart“, sagt Michael Schramm, Cloud-Verantwortlicher bei IBM Öster- reich. Stellten sich Unterneh- men vor einem Jahr noch die Frage, ob sie Cloud-Services nutzen sollen, sei die Frage nun eindeutig entschieden. Heute gehe es nur noch um das Wie, sagt Schramm.
Dennoch gibt es einiges an Nachholbedarf, die Cloud hat es bei vielen Unternehmen noch nicht ins Geschäftszentrum geschafft: „Wir müssen bei der Infrastruktur einiges machen“, sagt Helmut Pöllinger, Österreich-Geschäftsführer des Cloud-Anbieters Brainloop. Viel wichtiger sei aber ein Umdenken bei den Unternehmen. Viele würden die Daten aus einem falschen Sicherheitsempfinden heraus nicht außer Haus lassen. „Man muss nicht alles mitmachen“, sagt Pöllinger, die Digitalisierung öffne aber neue Formen der Wertschöpfung.
Drastischer sieht es Tobias Höllwarth, Berater und Vorstand der Euro Cloud Austria, des Zusammenschlusses heimischer Cloud-Anbieter. Die Etablierung der Cloud sei eine industrielle Revolution, sagt Höllwarth. Mit intelligenten Produkten sei die Cloud eine große Chance für den Standort: Im Herbst starte deshalb die Initiative „Trust in Cloud“. Jetzt heiße es nämlich, verstärkt Vertrauen aufzubauen. Dazu hat auch Schramm einen Vorschlag: „Vielleicht muss man den Begriff Cloud weglassen.“ Er sei emotional aufgeladen und schwammig. Es gehe um „eine selektive Fle- xibilisierung der IT-Services zu wirtschaftlich vorteilhaften Bedingungen.“
WOLFGANG DRUCKER
wolfgang.drucker@wirtschaftsblatt.at
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